Die Schülerin Mi. hat ein dreimonates Praktikum bei einem ambulanten Pflegedienst gemacht. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen:

„Mir war schon seit längerem klar, dass ich gerne mit Menschen arbeite, nur noch nicht, welcher
Bereich am besten zu mir passt. Eine Bekannte hat mir dann vorgeschlagen, ob ich mal ein
Praktikum bei ihr im ambulanten Pflegedienst machen möchte. Erst war ich mir sehr unsicher,
habe aber dann zugesagt. Für mich war es rückblickend die richtige Entscheidung gewesen.

Der Altag im Pflegedienst ist sehr abwechslungsreich. Das macht es für mich sehr interessant. Es
gibt den Früh- und Spätdienst, dazu kommt noch die Büroarbeit.
Der Tag als Frühdienst fängt ungefähr um 6 Uhr an. Man fährt zuerst ins Büro, um die notwendigen
Dinge zu holen, die gebraucht werden, z.b. Schlüssel von den Patienten und die Medikamente, die
sie brauchen.
Jede/r Patient/in, der/die Medikamente braucht, kriegt sie in einer Medikamentenbox mit seinem
Namen drauf. Manche Patienten bekommen die für einen Tag und am nächsten Tag bekommen
sie dann eine Box. Manche kriegen auch Wochenboxen, die reichen für eine Woche. Wenn das
dann alles vorbereitet ist, kann man losfahren.
Es gibt einen Plan, wo man nachlesen kann, wann und wo man hinfahren muss. Die ersten
Patienten gehen meistens recht schnell. Wir klingen erst und schließen dann auf. Oft schlafen die
Patienten noch. Bei ein paar Patienten müssen wir gucken, ob sie noch leben. Wenn das gemacht
ist, stellen wir die Medikamente in die Küche oder einen anderen sichtbaren Ort hin. Der wird mit
denn Patienten vorher abgesprochen. Danach fährt man wieder weiter.
Das häufigste, was man macht als ambulanter Pflegedienst, sind Medikamente stellen und
Kompressionsstrümpfe anziehen. So sieht oft der Morgen aus.
Vormittags fährt man eher zu den Patienten, die Hilfe beim Duschen und Frischmachen brauchen.
Bei wenigen Patienten helfen wir auch beim Abwaschen oder einkaufen.
So zwischen 11-12 Uhr ist man dann fertig. Dann fährt man ins Büro, räumt alle wieder zurück und
macht noch ein bisschen was im Büro.

Im Spätdienst ist es ähnlich: Man fängt um 13 Uhr ungefähr an. Die Kompressionsstrümpfe
werden wieder ausgezogen und die Abend-Medikamente werden gestellt. In dem Bereich, in dem
ich mein Praktikum mache, ist es so, dass drei Leute im Frühdienst sind und ein oder vielleicht
zwei im Spätdienst. Dadurch hat man im Spätdienst mehr Patienten. Der Spätdienst geht dann
ungefähr bis 21 Uhr. Danach heißt es wieder ins Büro fahren, die Sachen wieder wegräumen und
dann Feierabend machen.

Der Beruf hat seine Vor- und Nachteile. Das Anstrengende ist nicht, wie viele denken, das
Körperliche, sondern das Psychische: Im Hinterkopf zu haben, dass man so lange mit den
Patientinnen arbeitet, bis er oder sie in ein Altenheim geht oder stirbt, ist nicht immer leicht.
Man sieht, wie sie schwächer werden. Der Gedanke bei manchen Patientinnen, dass er/sie beim
nächsten Mal tot sein könnte, ist nicht so einfach auszuhalten und das unterschätzen viele. Der
Job ist mehr als nur ältere Menschen zu waschen. Du lernst die Menschen kennen und erfährst
viel über ihr Leben.
Wichtig zu wissen ist, dass dieser Text nur den groben Ablauf schildert und dass jeder Tag ein
bisschen unterschiedlich ist. Es kommt auch darauf an, in welchem Betrieb man arbeitet.“

Beitragsbild von www.unsplash.com (P. Brito)